Eines vorweg: ich wollte nie Kinder haben. Aber als mein Sohn dann auf die Welt kam, war ich völlig geflashed. Und mein Leben, so wie ich es gekannt habe – erst mal weg.

Es sagen einem so viele, dass ein Kind unglaubliche Veränderungen mit sich bringt. Aber wie viele es am Ende dann sind, das sagt einem keiner. Und auch, dass man mit einem Kind grundsätzlich nichts richtig machen kann. Kaum ist der neue Erdenbürger da, fangen schon die Ersten an zu fragen, wann man wieder beginnt zu arbeiten. Fängt man sehr früh an, ist man eine Rabenmutter. Lässt man sich Zeit, verwöhnt man das Kind zu sehr und vernachlässigt seine Karriere. Ich habe mich damals für die Rabenmutter entschieden. Und ja, es ist hart, wenn die anderen Mütter auf dem Spielplatz den Babysitter besser kennen als einen selbst. Aber auf der anderen Seite verbringt man die Freizeit die man mit seinem Kind hat umso intensiver. So zumindest nach meiner Erfahrung.

Ein Jahr daheim und zurück ins Leben

Es gibt so viele romantische Vorstellungen von Kinderlosen wie das mit dem Nachwuchs läuft. Ein Jahr daheim bleiben, dann das Kind in die Krippe oder etwas später in den Kindergarten geben. Dann wieder lässig in Teilzeit in den Beruf einsteigen. Alles kein Problem. Wenn da nur die fiesen Viren nicht wären, die im Kindergarten herumschwirren und alle ach so guten Pläne über den Haufen werfen.

Bereits beim Aufploppen der Telefonnummer des Kindergartens auf dem Handy beginnt man zu schwitzen. Was ist es heute? Fieber? Husten? Schnupfen? Platzwunde? Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft ich meinen Sohn bereits abholen musste. Mein absoluter Rekord waren 10 Minuten im Büro – und Tschüss. Eigentlich müsste ich meinen Kollegen mittlerweile eine Portion Botox spendieren gegen die Falten, die bei hochgezogenen Augenbrauen entstehen.

Gottseidank wurde mein Sohn zumindest in der Kindergartenzeit von den meisten Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten verschont. Das lag vor allem daran, dass er in einem Naturkindergarten war, wo die Kinder bei gefühlten -20 Grad und auch bei höchsten Temperaturen im Freien sind, und total abgehärtet. Da hat man dann eher einen Stock im Auge oder fällt von einem Baum.

Aus dem Gröbsten raus? Denkste.

Sind die Kinder dann endlich in der Schule wird alles einfacher. Denkt man. Vom Erstklässler-Blues mal abgesehen, der oft nach den ersten Wochen in der Schule einsetzt und gerne bis zu den Faschingsferien dauert. Schön, wenn man es eilig hat, ins Büro zu kommen und das Kind um 10 vor 8:00 Uhr noch im Schlafanzug in der Küche sitzt und sich weigert zur Schule zu gehen. Habe ich schon die Läuse erwähnt? Das lasse ich an dieser Stelle lieber mal. Alle Grundschul-Eltern kennen das Problem.

War man früher als Kind eher abgestempelt, wenn man nach der Schule in den Hort musste, ist das heute genau umgekehrt. Einen Hort-Platz zu ergattern erscheint in der Großstadt fast so abwegig wie im Lotto zu gewinnen. Auf den Hinweis, dass man Alleinerziehend wäre und arbeiten müsse erhält man zur Antwort, dass das doch mittlerweile praktisch bei allen so wäre. Anscheinend hat noch niemand der Hort-Verantwortlichen je am frühem Nachmittag ein Yogastudio oder die einschlägigen Cafés besucht, wo sich am die “arbeitenden” Mütter ohne ihren Nachwuchs auf einen Prosecco treffen. Aber ich will nicht jammern. Schließlich gibt es ja auch noch private Horts für schlappe 600 Euro im Monat. Kein Problem mit einem Teilzeitgehalt.

Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen.

Die Grundschule war im Nachhinein eine recht entspannte Zeit. Ok, man verbringt die Hälfte seiner Zeit damit, sein Kind nach Schule oder Hort in der Gegend herumzukutschieren oder auf diversen Sportplätzen wartend, bis Fußball, Tennis, Ballett oder ähnliches endlich beendet sind. Aber das sind wohl eher Luxus-Probleme. Zumindest wenn man dort genügend Netz hat, um auf der harten Holzbank vor der stinkenden Garderobe sitzend seine Emails zu beantworten.

Als Working Mum hat man es nicht leicht. Aber man ist ein Vorbild. Für Fleiß, Organisationstalent und Durchhaltevermögen. Die Kinder werden es einem später danken. Natürlich werden sie das. Vielleicht auch nicht. Aber was hat man auch für eine große Wahl. Unsere Kinder sind das Größte für uns. Für sie stehen wir morgens auf, mühen uns ab, fallen abends todmüde ins Bett. Und versuchen gleichzeitig noch im Job zu performen.